Pro's und Con's Autoren-Verlag
- Ein Pamphlet -Wenn ein Autor einen Verlag für sein Werk sucht, dann denkt er natürlich sofort an die grossen Verlage. Die muss ich hier nicht aufzählen, jeder hat daheim Bücher von denen im Schrank. Und zum grossen Glück bieten diese Verlage auf ihrer Homepage tatsächlich etwas an unter der Rubrik „Manuskripte einreichen“.
… wenn die so überfordert sind und (unverlangte !) Manuskripte im Prinzip unerwünscht, dann sollen sie doch ehrlicherweise diese Angebote von ihrer Webseite nehmen
Dort sind dann auch die Hausaufgaben definiert (Exposé, Vita …) und wenn man die erfüllt hat, kann man cirka 30 Seiten hinschicken und dann passiert … … … nichts.
Die wollen das nämlich gar nicht. Die jammern nur rum und murmeln was von „hoffnungslos überlastet“ und jährlich „Tausende von unverlangt (!) eingesandten Manuskripten“ und „Antwort in einem halben Jahr“ (frühestens) – wenn überhaupt – und Ablehnung per Serienbrief und sowieso ohne Begründung – „passt nicht ins Programm“ ist als Grund nichts weiter als Massenabfertigung und mental bequem – und ob es überhaupt einer gelesen hat, ist mindestens fraglich. Die Annahme eines Manuskriptes ist laut Internetforen so selten wie ein grösserer Lottogewinn.
Die Ablehnung ist auch logisch und eine direkte Konsequenz des Geschäftsmodelles, nämlich maximalen Umsatz zu generieren. Das ist legitim, führt aber dazu, dass sie nur noch Bücher von Promis verlegen, auf mediale Modethemen setzen oder Sachen veröffentlichen, die in anderen Ländern schon richtig Umsatz gebracht haben. „Sex sells“ und so ist dann oft genug auch das Niveau – mit vielen Marketing-Tausendern hochgejubelter Mist – und Bücher von Leuten, von denen jeder weiss, dass die in ihrem ganzen Leben noch keine 2 Sätze korrekt rausgebracht haben – Lektoren und Ghostwriter machen es möglich – die Grenze zur Unlauterkeit ist zumindest nah.
Der „gewöhnliche“ Autor dagegen – ohne Beziehungen und Promistatus und Bekanntheitsgrad – was bedeutet das eigentlich für die Qualität ? – ist unerwünschter Bittsteller und wird zum „einsamen Alleinschreiber mit Frustrationshintergrund“. Am Schluss muss er noch froh sein, dass er von den kulturellen Sittenwächtern und Literatur-Ayatollahs nicht noch beleidigt wird – ‚heute meint doch jeder Affe, er müsse ein Buch schreiben‘. Volkskunst gibt es gehäkelt und gedrechselt und geschnitzt, aber doch nicht geschrieben! Logisch sind solchermassen Enttäuschte dann leichte Beute von Abzocker-„Verlagen“ und schnell werden fünfstellige Beträge fällig. Man muss diese Erfahrungen aber zum Glück nicht selber sammeln – es gibt genügend Foren, wo sich Betroffene den Frust von der Seele schreiben.
Es muss da aber doch noch andere Möglichkeiten geben – speziell für Leute, die nicht medialen Mainstream schreiben wollen.
So kam ich per Internetsuche auf die „Engelsdorfer“ – ein Leipziger Autorenverlag, von mir aus auch ein Selbstkostenverlag, wie man das wohl nennt – und machte vorsichtig einen ersten Test: ich habe ein nützliches Anleitungsbüchlein gekauft, dessen Titel bei mir zunächst höchst unangenehme Assoziationen weckte: „Mein Buch“ – etwas unglücklich, der Titel. Sowas Ähnliches war doch vor 80 Jahren – zum Glück gibt’s Untertitel – aber lassen wir das jetzt. Kurz – es war alles korrekt – und so kam der zweite Schritt – ein Manuskript hinschicken.
Und was bin ich jetzt? Auf jeden Fall kein Bittsteller! Ich bin emanzipierter Kunde und kann Dienstleistungen dazu kaufen oder auch nicht, ich habe letzten Endes volle Transparenz und volle Kontrolle über das Projekt. Dienstleistungen haben ihren Preis – umsonst ist der Tod, und der kostet das Leben – 100 Euronen Startgeld (für Pflichtexemplare an Nationalbibliothek + 5 freie Exemplare + ISBN) und dann die Kosten für 30 Pflichtexemplare sind – für mich – ok – man braucht normalerweise sowieso mehr Exemplare – und als Kunde bin ich König – es lebe die Monarchie.
Wer meint, dass durch die Nutzung dieser Möglichkeit – kleine Auflage zu akzeptablen Kosten – generell die Qualität leidet, der soll sich mal in seiner Denkbeule Gedanken darüber machen, wie eigentlich Diplom-Arbeiten und Dissertationen das Licht der gedruckten Welt erblicken. Jeder Student musste schon immer Geld für seine Werke bezahlen – früher noch elend teuer (Fotokopien + Deckel + Binden) – und Pflichtexemplare hat die Uni auch vorgeschrieben. So wurde und wird dieser Teil wissenschaftlicher Publikationen hergestellt – zum Teil sicherlich auf entschieden höherem Niveau als die Werke von heutigen Kritikern der digitalen Buch-Herstellung.
Mir ist das wichtig: ob ich Bittsteller bin oder emanzipierter Kunde und Geschäftspartner, das ist für mich auch eine Frage der Selbstachtung und der psychischen Hygiene. Und folgerichtig sind wir mittlerweile beim zweiten Projekt und ich sage es schon jetzt: was zweimal gut ist, ist auch dreimal gut …
Was man nicht erwarten darf, sind erste Auflagen von 100 000 Exemplaren und ausgebuffte Marketing-Strategien. Aber will das denn der „normale“ Autor? Nicht jeder ist auf dem Psycho-Trip mit dem Ziel unsterblichen Ruhmes und irrsinniger Geldmengen, die jetzt durch den Geldbeutel fliessen. Für gar manchen ist es doch auch einfach nur ein schönes Hobby. Wer Bilder malt und fotografiert, der sieht seine Werke ja auch nicht gleich für Millionen-Beträge ausgeschrieben in der Galerie hängen. Es muss doch Platz sein für eine illusionslose Normalität – man kann auch gesunder Realismus dazu sagen – und wenn sich dann tatsächlich ein gewisser Erfolg einstellt – nicht von selbst notabene – so wird der billigend in kauf genommen.
Hunderttausende von Hobbyfussballern kicken jeden Samstag auf dem Feld – manche sogar grottenschlecht – und sie zahlen auch noch Geld dafür. Mutti wäscht womöglich noch die Vereinstrikots. Nur wenige gemessen an der Vielzahl der Ausübenden werden berühmt und reich. Ja – zählt denn wirklich nur noch der Erfolg in Form von viel Kohle? Nein, wir reden über Spass – und anschliessend geht es in die Kneipe – die bittere Niederlage runterspülen oder den Sieg befeiern. So funktioniert Sport – fast alle Sportarten erhöhen so die Lebensqualität – trotz gelegentlicher Verletzungen – und genau besehen, ist auch nur das Sport. Andere Spieler heissen Profi und da geht es dann nur um das Anhängen eines ‚t‘ an das Wort.
Oder anders:
Hätte mir meine Oma vor Jahrzehnten ein Kinderbuch geschrieben und bei einem Autorenverlag veröffentlicht
– es hätte jetzt einen Ehrenplatz in meinem Bücherschrank!
Transparenz, Kostenkontrolle, gute Kommunikation, freundliche Betreuung – also: gerne wieder – und ein unnötiger Ratschlag an den Verlag sei erlaubt:
weiter so, euch braucht’s!